Shopify vs. Shopware vs. Adobe Commerce: Welches B2B-Shopsystem passt zu Ihrem Unternehmen?

4.9.2025

Die Wahl der passenden Shop-Lösung ist für B2B-Unternehmen eine wichtige strategische Entscheidung. Unser Vergleich zeigt, wie Shopify, Shopware und Adobe Commerce unterschiedliche Wege eröffnen – je nach Ziel, Markt und Unternehmensart.

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Dieser Artikel wurde verfasst von:

Yann Metzmacher

Kunden erwarten heute in Bezug auf B2B-E-Commerce dieselbe Benutzerfreundlichkeit wie im privaten Online-Shopping – aber mit zusätzlichen Anforderungen. Typische Beispiele dafür sind kundenspezifische Preise, Mindestabnahmemengen, individuelle Rabatte, Wieder- und Massenbestellungen, Rechnungskauf, kundenspezifische Kataloge sowie die Anbindung an Systeme wie Warenwirtschaft (ERP) oder Kundenmanagement (CRM).

Ein Shopsystem bildet all diese Prozesse digital ab. Doch nicht jedes System passt zu jedem Unternehmen. Es lohnt sich, genau hinzuschauen: Welche Plattform unterstützt die eigenen Abläufe am besten? Wir haben drei unterschiedliche E-Commerce-Plattformen unter die Lupe genommen.

Shopify – schnell handlungsfähig werden

Das kanadische Unternehmen Shopify bietet E-Commerce-Systeme, die den kompletten Betrieb im Hintergrund übernehmen: Hosting, Updates und Sicherheit laufen automatisch. Damit sinkt der technische Aufwand deutlich. Mit der erweiterten Version Shopify Plus stehen Funktionen bereit, die speziell für den B2B-Handel wichtig sind: Firmenkonten mit mehreren Nutzern und Standorten, kundenspezifische Preislisten, Mengenrabatte oder Zahlungsziele (z. B. 30 Tage Rechnung).

Was spricht für Shopify?

  • Ein Start ist in kurzer Zeit möglich – praktisch, wenn Unternehmen ihren Online-Shop schnell „ready” haben wollen.
  • B2B und B2C lassen sich in einer Plattform steuern, was Abläufe einfacher macht.
  • Erweiterungen über den App-Store und API-Anbindungen bieten Spielraum, etwa für Freigabestrukturen oder Schnittstellen zu ERP-Systemen (Warenwirtschaft).
  • Der größte Vorteil: Unternehmen können sich voll auf Vertrieb und Kundenservice konzentrieren, während Technik, Wartung und Betrieb an Shopify ausgelagert sind.
  • Zusätzlich stehen Funktionen wie Checkout-Anpassungen, Shopify Taxes für international agierende Unternehmen, Shopify Flow für automatisierte Abläufe sowie die Anbindung an Marketing-Automation zur Verfügung.

Wie Tony's Chocolonely mit Shopify Plus verschiedene Kanäle vereint

Ein anschauliches Beispiel ist Tony’s Chocolonely. Die niederländische Marke verkauft ihre Schokolade auf drei Wegen:

  • Direct-to-Consumer (D2C): über den eigenen Onlineshop direkt an Endkunden, ohne Zwischenhändler.

  • B2B an Geschäftskunden: etwa an Unternehmen, die größere Mengen für Events oder Mitarbeitergeschenke benötigen.

  • B2B an Wiederverkäufer/Distributoren: Händler, die die Produkte ins eigene Sortiment aufnehmen und weiterverkaufen.

Mit Shopify Plus konnte Tony’s alle diese Kanäle in einer Plattform zusammenführen. Das Unternehmen profitiert von kundenspezifischen Preisen, einem stabilen Handling auch bei hohen Bestellvolumina und zusätzlichen Features wie „Pay by Invoice“ für Geschäftskunden. Gleichzeitig bleiben das Markenerlebnis und die Personalisierung im Onlineshop (z. B. eigene Schokoladenverpackungen gestalten) erhalten. Das Beispiel zeigt, wie Shopify Plus eine einheitliche Basis für unterschiedliche B2B- und D2C-Modelle schaffen kann – und Unternehmen erlaubt, den Fokus auf Vertrieb, Marketing und Kundenerlebnis zu legen, statt Zeit in IT- und Wartungsthemen zu investieren.

Mit Shopify Plus gelang es Tony’s Chocolonely seinen Digitalvertrieb in einer Plattform zusammenzuführen. © Tony’s Chocolonely

Für wen könnte Shopify sinnvoll sein?

Unternehmen, die zeitnah digitale B2B-Vertriebskanäle aufbauen wollen, deren Prozesse aktuell noch überschaubar sind, aber die schon über verschiedene Kanäle hinweg verkaufen – z. B. Großhandel, Direktvertrieb und Wiederverkäufer. Shopify Plus kann hier als einheitliche Plattform dienen, die erste B2B-Funktionalitäten mitbringt, Raum für Wachstum bietet und gleichzeitig interne Ressourcen von IT-Themen entlastet.

Shopware – flexibel wachsen und anpassen

Shopware wurde in Deutschland entwickelt und ist modular aufgebaut. Es bietet typische B2B-Funktionen wie Rollen- und Rechteverwaltung für Kundenteams, Schnellbestellungen oder Freigabeprozesse. Über sogenannte Rule- und Flow-Builder lassen sich Abläufe flexibel steuern, ohne dass jedes Mal ein Entwickler gebraucht wird.

Was spricht für Shopware?

  • Prozesse lassen sich detaillierter abbilden als in Shopify.

  • Schnittstellen zu ERP- oder CRM-Systemen sind leicht möglich, da Shopware auf eine API-first-Architektur setzt (Schnittstellen stehen im Zentrum, Systeme können einfach miteinander kommunizieren).

  • Viel Gestaltungsfreiheit im Frontend, um die Nutzererfahrung individuell anzupassen.

  • Starke Community und gute Unterstützung im deutschsprachigen Raum.

AIR-WOLF: Mit Shopware zu steigenden Nutzerzahlen

Die AIR-WOLF GmbH, ein Anbieter für Waschraumausstattung mit über 2.600 Produkten, hat ihren Online-Shop mit Shopware 6 neu aufgesetzt. Ziel war es, eine skalierbare Plattform aufzubauen, die komplexe B2B-Anforderungen abbilden kann – von Produktberatern bis zur Anbindung des ERP-Systems.

Besonders wichtig war die Guided-Shopping-Funktion: ein interaktiver Produktberater, der Kunden gezielt zu den passenden Produkten führt. Außerdem wurde das ERP-System direkt angebunden, sodass Bestände und Produktdaten automatisch synchronisiert werden. Das spart Ressourcen und stellt sicher, dass Kunden immer aktuelle Informationen erhalten.

Das Ergebnis: steigende Nutzerzahlen, eine verbesserte Customer Experience und eine Plattform, die mit den Anforderungen des Unternehmens wachsen kann. Das zeigt, wie Shopware gerade für mittelständische B2B-Unternehmen interessant sein kann, die Wert auf flexible Prozesse und eine moderne Nutzerführung legen.

Mit Shopware stellte AIR-WOLF seinen Digitalvertrieb neu auf – mit besonderem Fokus auf interaktive Nutzerführung. © AIR-WOLF

Für wen könnte Shopware sinnvoll sein?

Shopware eignet sich für Unternehmen, die wachsen möchten und deren B2B-Prozesse individueller werden – etwa weil verschiedene Kundengruppen mit unterschiedlichen Anforderungen bedient werden. Die Plattform ermöglicht flexible Regeln und Workflows und lässt sich über Integrationen nahtlos mit bestehenden Systemen verbinden. Ein wesentlicher Vorteil gegenüber Shopify: Shopware ist nicht nur als SaaS-Lösung (Hosted) verfügbar, sondern auch als selbst gehostete Variante. Zudem steht mit der kostenfreien Open-Source-Community-Edition unter der MIT-Lizenz ein vollwertiger Kern zur Verfügung, der maximale Ownership, Kontrolle und Flexibilität für Individualisierung und Eigenentwicklungen bietet.

Adobe Commerce – komplexe Abläufe abbilden

Adobe Commerce (früher Magento) ist die umfangreichste Lösung im Vergleich. Viele Funktionen, die B2B-Unternehmen brauchen, sind bereits integriert: kundenspezifische Kataloge und Preise, Angebots- und Freigabeprozesse, Warenkorbvorlagen oder Firmenkonten mit mehreren Nutzern und Rollen.

Welche Gründe sprechen für Adobe Commerce?

  • Komplexe Strukturen lassen sich ohne große Zusatzentwicklungen abbilden.

  • Mehrere Länder, Sprachen und Währungen können in einer Instanz gesteuert werden.

  • Tiefe Integration in bestehende Systeme (ERP, CRM, PIM) sorgt für reibungslose Abläufe.

  • Headless-Ansätze ermöglichen es, Oberflächen flexibel an Märkte oder Kundengruppen anzupassen.

Wie Boehringer Ingelheim mit Adobe Commerce eine zentrale Plattform aufbaute

Der Pharmakonzern Boehringer Ingelheim setzt im Bereich Tiergesundheit auf Adobe Commerce, um ein globales B2B-Geschäft effizient zu betreiben. Die Herausforderung: unterschiedliche Kundensegmente (Tierärzte für Kleintiere vs. Veterinäre für Nutztiere) und stark variierende regulatorische Vorgaben je Land.

Mit Adobe Commerce konnte das Unternehmen eine zentrale Plattform aufbauen, die für jedes Land und jede Zielgruppe ein eigenes, angepasstes Frontend bereitstellt – ohne das stabile Backend zu verändern. Kunden sehen nur die Produkte, die für sie relevant und erlaubt sind, und können diese direkt im Self-Service bestellen.

Boehringer Ingelheim setzt auf Adobe Commerce für verschiedene Zielgruppen im Bereich Tiergesundheit. © Boehringer Ingelheim

Für wen könnte Adobe Commerce sinnvoll sein?

Adobe Commerce eignet sich für Unternehmen mit internationaler Ausrichtung und vielschichtigen Anforderungen – etwa unterschiedlichen Märkten, regulatorischen Vorgaben und komplexen Produktkatalogen. Besonders relevant wird die Plattform, wenn digitale Selbstbedienung im B2B eine zentrale Rolle spielt, um Kundensegmente effizient und personalisiert zu bedienen. Ihre Stärken liegen zudem in der tiefen Integration in bestehende Systeme sowie in der Möglichkeit, komplexe Individualisierungen umzusetzen.

Worin unterscheiden sich die drei Plattformen also im Endeffekt?

  • Shopify punktet mit Tempo und geringer Einstiegshürde – Unternehmen können sich auf Vertrieb und Kundenservice konzentrieren, während Technik und Wartung ausgelagert sind. Zusätzliche Anforderungen lassen sich über Schnittstellen und Apps abbilden. In Shopify Plus sind bis zu fünf Stores pro Konto möglich, und mit dem Tool Shopify Markets lassen sich Währungen, Steuern und Inventar gezielt auf geografische Märkte anpassen. Besonders interessant wird Shopify Plus ab etwa einer Million Euro Umsatz.
  • Shopware bietet mehr Flexibilität und Anpassungsoptionen – besser geeignet für wachsende Unternehmen, die ihre Abläufe individueller gestalten möchten und Wert auf Ownership sowie Eigenentwicklungen legen.
  • Adobe Commerce hingegen ist auf internationale und komplexe Strukturen ausgelegt: mit umfangreichen Funktionen im Standard, tiefer Systemintegration und Möglichkeiten zur komplexen Individualisierung – allerdings auch mit einem deutlich höheren technischen Aufwand.

Nächste Schritte: Diese Fragen sollten Sie sich stellen

Natürlich gibt es noch viele weitere Shopsysteme, die man aufführen könnte. Doch bevor Sie sich für einen Online-Shop entscheiden, könnten folgende Fragen hilfreich sein:

  • Wie komplex sind unsere Preis- und Bestell-Logiken heute – und wie könnten sie sich in den nächsten Jahren entwickeln?

  • Welche internen Systeme (ERP, CRM, PIM) müssen unbedingt angebunden werden?

  • Wollen wir zunächst in einem nationalen Markt starten oder direkt mehrere internationale Märkte bedienen?

  • Wie viel Zeit und Ressourcen können wir intern für Technik und Pflege aufbringen?

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