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Welche grundlegenden UX-Prozess-Ansätze gibt es?

Max Goebel
von
Max Goebel
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30.9.2021

Was ist eigentlich UX-Design?

UX steht für „User Experience“. Der Nutzer steht also im Mittelpunkt aller Überlegungen, nicht der Look der Oberfläche einer Website oder App. Beim UX-Design geht es darum, die  Gewohnheiten, Bedürfnisse, Verhaltensweisen, Motivationen und Emotionen der AnwenderInnen wirklich zu verstehen. Man versucht also zunächst, ein Problem genau zu verstehen und zu analysieren; für wen wird entworfen, um Prototypen zu entwickeln und Lösungen zu iterieren. 

UX-Design setzt die intensive Auseinandersetzung und Analyse von und mit NutzerInnen und deren Verhalten voraus. Dazu werden vorzüglich User Journeys mit Interviews, Nutzerbefragungen, Heatmap-Analysen im Kleinen oder Eyetracking und Reaktionsmessung im umfangreichen Sinne erhoben.

Ohne einen explorativen Forschungsanteil im UX-Prozess wird aus UX-Design ein “normales” UI- oder Webdesign. Letzteres ist keinesfalls weniger wertvoll, hat aber vor allem die Visualität, Look und Feel im Fokus.

Was ist der richtige Ansatz?

Uhura begleitet seit mehr als 20 Jahren UX-Design-Prozesse für große und kleine KundInnen, öffentliche und private Unternehmen. Immer wieder kam es dabei bei unseren PartnerInnen zu der Frage, welches Framework für den UX-Design-Prozess das richtige ist und wann welches Framework zu verwenden ist. Die klassische Wasserfall-Methode oder doch Agile? Und was ist eigentlich ein Lean-Ansatz?

Die Auswahl des richtigen Frameworks für die Umsetzung eines UX-Design-Prozesses ist von dem Scope des Projektes abhängig. Sie sollten also zunächst so genau wie möglich definieren, was Sie mit dem Projekt erreichen wollen. In der Regel geht es dabei um zwei Bereiche: 

1) Ihre NutzerInnen: 
Was will der User und was wollen Sie? Welche Inhalte sucht der Nutzer, mit welchen Probleme ist er konfrontiert und welche Lösungen sind relevant? Welche Antworten bieten Sie und was unterscheidet Sie von Ihren Konkurrenten? Am besten Sie starten damit, die wichtigsten Persona-Modelle und darauf aufbauend möglichst umfassende User Stories zu erstellen, die die Bedürfnisse Ihrer Zielgruppe nachzeichnen. 


2) Ihre Unternehmung, Produkt oder Marke:
 Was sind die Ziele und Werte Ihres Unternehmens und welche Mission haben Sie? Inwieweit soll Ihr UX-Projekt auf diese Ziele und die Mission einzahlen? Was bieten Sie an? Was ist der wirkliche Scope? Was unterscheidet Sie von Ihrem Wettbewerb?

Die Ausgangslage für jeden UX-Designprozess sind immer echte User-Probleme. Somit steht als allererstes universal für jeden UX-Design-Ansatz eine Analyse des Status Quo und die Definition und vor allem die Validierung der Probleme und Bedürfnisse der NutzerInnen. 


“Engineers and business people are trained to solve problems, designers are trained to discover the real problems”- Don Norman in his book, The Design of Everyday Things


Wenn Sie sich über die grundlegenden Fragestellung klar sind, können Sie genauer überprüfen, welcher Prozess für Ihr Projekt am geeignetsten ist. Die Grundlagen der wichtigsten  Frameworks sollen kurz umrissen werden:

Waterfall UX-Prozess

Der klassische Managementansatz für UX-Design und Webentwicklung ist die Wasserfall-Methode. Klar definierte Arbeitspakete, voneinander abgetrennte Projektphasen und wenige Iterationen bei einem fixen Zeitrahmen sind die Hauptmerkmale. 

Die Analyse-, Design-, Entwicklungs- und Deploymentphase sind klar sequenziell voneinander getrennt, Sprünge zwischen den Phasen werden meist vermieden. Häufig wird nur in der ersten UX-Analyse-Phase und nach dem erfolgreichen Launch mit tatsächlichen NutzerInnen der Website oder Anwendung gesprochen oder deren Bedürfnisse näher analysiert. 

Ein Problem hierbei kann die Zeitspanne zwischen der Analysephase und dem eigentlichen Launch des neuen Produktes sein. Die angedachten Funktionen und Designansätze, die zum Start des Projekts noch sinnvoll erschienen, sind zum Launch möglicherweise überholt. Der Wasserfall-UX-Prozess bietet wenig Raum zum Experimentieren.



Wann ist die Wasserfallmethode geeignet?

• Klare und stabile Anforderungen sind möglichst detailliert definiert und fix

• KundInnen- und Agenturteams sind erfahren

• Projekte mit klar definierten Zeitraum

• Nutzerbedürfnisse bleiben über das Projekt hinweg beständig

• Timeline und Budget sind wichtiger als 100% Funktionalität und Passung


Abweichungen von den definierten Anforderungen sind in der Regel schwieriger zu implementieren, daher sollten bereits von Beginn an, in der Analyse und beim Aufsetzen des Projektes, alle notwendigen Stakeholder mit einbezogen werden. 

Der Agile UX-Prozess

Der agile UX-Prozess hat sich in den letzten Jahren insbesondere für hoch individuelle Anwendungen etabliert. Er ist für Szenarien geeignet, in denen sich die Anforderungen ändern können und unterstützt Teams, die in einem iterativen Prozess an Lösungen für konkrete Entwicklungs- und Design-Probleme arbeiten wollen. 

Echte NutzerInnen stehen hierbei im Fokus. Auf Grundlage stetiger Beobachtung, Analyse mittels Kunden-Feedback-Formularen, Nutzerbefragungen, der Auswertung von Suchprotokollen, Nutzerdaten und Durchführung von A/B-Tests werden Lösungen gefunden und immer wieder getestet. 

Typischer UX-Prozess © Uhura Digital


Die bekanntesten agilen Methoden sind hierbei Kanban, Scrum oder auch Lean Software Development.

Wann ist ein agiler Ansatz anzuwenden?

• wenn die Ziele klar sind aber der Weg zur Realisierung noch nicht

• wenn ein Produkt schnell angepasst werden muss

• wenn Anpassungen schnell und messbar durch Nutzerdaten validiert werden können

• wenn auf Kundenanforderungen zügig reagiert werden soll 

• wenn eine maximale User-Zufriedenheit hergestellt werden will durch eine kontinuierliche Verbesserung oder Bereitstellung in MVPs 


Der Erfolg eines Projekts hängt von kontinuierlichen Feedbacks von NutzerIn und Stakeholdern ab, die entweder bei jedem Sprint oder bei wichtigen Releases des Produkts durch validierte Designlösungen berücksichtigt werden. 

Beide Prozess-Ansätze haben im UX-Design ihre Berechtigung. 

Die Wasserfallmethode hat ihre Berechtigung bei klar definierten Anforderungen, Budget und Timelines, aber in der Regel für weniger komplexe oder hoch individuelle und neuartige Anwendungen. Für komplexere, ergebnisoffene Projekte, bei denen User-Erwartungen nicht genau bekannt sind,  bietet sich aufgrund der höheren Flexibilität ein agiler Prozess an.

Uhura arbeitet mit klassischen und agilen Methoden und hat mehr als 20 Jahre Erfahrung in UX-Design. Sie suchen ein neues UX-Design für ihre Website oder Anwendung? Sie sind sich aber noch noch sicher wie Sie Ihr Projekt am besten angehen? Kontaktieren Sie uns einfach!

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